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Ein Lichtblick für Max

Konstanze Schaaf aus Großschönau muss um vieles für ihren schwerstbehinderten Sohn kämpfen. Jetzt ist er gewachsen. Und das bringt ein neues, großes Problem.

Von Jana Ulbrich
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Wenn ihr Sohn Max lacht, ist auch Konstanze Schaaf glücklich. Diese Momente sind kostbar im Leben der 44-Jährigen.
Wenn ihr Sohn Max lacht, ist auch Konstanze Schaaf glücklich. Diese Momente sind kostbar im Leben der 44-Jährigen. © Foto: Matthias Weber

Nachmittags um halb drei kommt Max aus der Schule. Er wird mit einem Behindertentransport nach Hause gebracht. Seine Mutter ist da, wenn das Spezial-Taxi kommt. Sie nimmt ihren Sohn in Empfang, zieht ihm Jacke und Schuhe aus und befreit ihn von den Orthesen an den Beinen, die dem Jungen auch beim Sitzen Stabilität geben müssen. 

Dann hebt die Großschönauerin ihren Sohn wie ein Kleinkind aus dem Rollstuhl, legt ihn sanft in den Schaukelsessel und wiegt ihn wie Babys. Max Schaaf ist 16 Jahre alt und wiegt 22 Kilo. Von Geburt an ist er mehrfach schwerstbehindert. Er kann nicht laufen, nicht sprechen, ist inkontinent und spastisch gelähmt. Ein angeborener Gendefekt, für den es keine Erklärung gibt. Seit er auf der Welt ist, bestimmt er das Leben von Konstanze Schaaf voll und ganz.

Gut, dass es für alle Kinder und Jugendlichen eine Schulpflicht gibt, auch für Jugendliche wie Max, die ein Leben lang ein Baby bleiben werden. Denn in der Zeit, in der ihr Sohn in der Herrnhuter Förderschule für Behinderte betreut wird, kann Konstanze Schaaf wenigstens verkürzt arbeiten gehen. Das Geld, das die Alleinerziehende in der Verwaltung eines ambulanten Pflegedienstes verdient, reicht zum Leben für sie und ihren Sohn. Für große Sprünge reicht es nicht.

Im Schaukelsessel kommt Max zur Ruhe. Konstanze Schaaf hat ihm Tee gekocht. Den trinkt er jetzt aus der Nuckelflasche. Der Zahnarzt weiß das und drückt ein Auge zu. Max den Tee aus der Schnabeltasse zu geben, das braucht sehr viel Zeit, sagt Konstanze Schaaf. Die hat sie nicht immer, erklärt sie so, als ob sie sich entschuldigen müsste.

Die 44-Jährige sieht müde aus. Max schläft keine Nacht durch. Heute war er das erste Mal kurz nach Mitternacht wach und das zweite Mal früh um drei. Bis zum Morgen ist er dann auch nicht wieder eingeschlafen. Wenn Konstanze Schaaf auf Arbeit ist, lässt sie sich davon nichts anmerken. 

Aber oft ist sie der Verzweiflung nahe. Wenn es Max schlecht geht. Wenn sie spürt, dass ihm etwas weh tut. In Situationen, in denen sie nicht mehr weiß, wie sie ihm noch helfen kann. Um so mehr genießt sie jeden Moment, im dem Max ein wohliges Glucksen von sich gibt und das Gesicht zu einem Lachen verzieht. 

In diesem Jahr hat Max eine schlimme Odyssee durchgemacht. Er hatte im Herbst letzten Jahres ein neues Hüftgelenk bekommen. Eine schwierige Operation, die notwendig war, damit er überhaupt weiter im Rollstuhl sitzen kann. Bei der anschließenden Reha in einer Spezialklinik war während einer Physiotherapie-Behandlung sein Oberschenkel-Knochen gebrochen. Er musste ein zweites Mal operiert werden. Die dritte schwere Operation steht im kommenden Sommer an: Dann muss die Platte, die ihm eingesetzt worden war, wieder raus. 

"Ach, mein Maxl", seufzt Konstanze Schaaf und streichelt dem Jungen sanft über den Kopf. Max ist gewachsen. Im Sommer hat er einen größeren Rollstuhl bekommen. Der aber passt jetzt nicht mehr in den zehn Jahre alten VW Caddy, mit dem Konstanze Schaaf ihren Sohn bisher transportieren konnte. 

Platz im alten Auto reicht nicht

Sie braucht ein größeres Auto, einen Caddy Maxi zum Beispiel oder etwas ähnliches in dieser Größe. Aber ein neues Auto, sagt Konstanze Schaaf, das kann sie sich gar nicht leisten, auch ein gebrauchtes nicht. Zum Kaufpreis, erklärt sie, kommen ja auch noch die Umbauten, die nötig sind, um den Rollstuhl sicher zu befestigen.

Aber die Hilfsbereitschaft in Großschönau ist groß. Viele, die Konstanze Schaaf kennen, wollen helfen, dass sie die Anzahlung für ein neues Auto jetzt schnellstmöglich zusammenbekommt. Ihre Arbeitskollegen haben schon gesammelt, und die Mitarbeiter des Johanniter-Kindergartens haben für Max den Erlös ihres diesjährigen Sommerfests gespendet. Und jetzt kann sie auch noch auf Unterstützung aus einen ganz besonderen Spendentopf hoffen: Vom Diakoniewerk Oberlausitz ist bei der Stiftung Lichtblick, die 1998 von der Sächsischen Zeitung initiiert wurde, ein Antrag auf einen finanziellen Zuschuss für den Autokauf eingegangen. Und auch die Stiftung wird ihr nun helfen.

So, wie sie allein im Landkreis Görlitz in diesem Jahr bereits in 131 Fällen geholfen hat, darunter 54-mal in der Region Löbau-Zittau. Fast 90.000 Euro Spendengelder gingen an Familien, Kinder und Jugendliche, Alleinerziehende und Rentner im Landkreis, mehr als 34.000 Euro in die Region Löbau Zittau. Es sind in allen Fällen ein paar Hundert Euro, die für Menschen in einer akuten finanziellen Notlage aber jedesmal ein unbezahlbarer Lichtblick sind. 

So können Sie helfen

  • Die Stiftung Lichtblick veranstaltet dieses Jahr die 24. Spendensaison für unschuldig in Not geratene Menschen. Die Spenden können mit beiliegendem Überweisungsträger oder online über dieses Formular überwiesen werden. Der Überweisungsbeleg gilt bis 200 Euro als Spendenquittung. Für größere Überweisungen senden wir automatisch eine Quittung.
  • Hilfesuchende wenden sich bitte an Sozialeinrichtungen ihrer Region wie Diakonie, Caritas, DRK, Volkssolidarität, Jugend- und Sozialämter. 
  • Erreichbar ist Lichtblick telefonisch Dienstag und Donnerstag von 10 bis 15 Uhr unter 0351/4864 2846, Fax - 9661. E-Mail: [email protected]. Post: Sächsische Zeitung, Stiftung Lichtblick, 01055 Dresden www.lichtblick-sachsen.de 
  • Konto-Nummer: Ostsächsische Sparkasse Dresden, BIC: OSDDDE81, IBAN: DE88 8505 0300 3120 0017 74

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